
Architekturforschung 2.0. Ein altneues Verständnis von Wissenschaftlichkeit
Aufgrund heutiger professioneller Rahmenbedingungen rückt die Forschung zunehmend in den Fokus der Architektur. Dies betrifft einerseits die Hochschulen, die sich aufgrund akademischer Maßgaben, wie dem gewachsenen Forschungsdruck im Zusammenhang mit der Harmonisierung der Fachhochschulen und Universitäten oder dem Druck zum Einwerben von Geldmitteln, stärker forschungsorientiert positionieren müssen. Ohne eigene Forschungsetats müssen andererseits die Büros auskommen, in denen Architekturforschung eine wesentliche Erkenntnisinstanz und -bedingung für architektonisches Schaffen bildet: Büros wie beispielsweise OMA/AMO, MVRDV oder Lacaton & Vassal, haben bereits seit langem erkannt, dass Architektur heute nicht mit der engen Analyse der Bauaufgabe selbst beginnen kann. Nötig ist vielmehr eine „Leistungsphase Null“, mit der komplexe Einflussbedingungen auf architektonisches Schaffen erkannt, systematisiert und umgesetzt werden können.
Damit wird auch deutlich, dass die Architektur insgesamt mit neuen Ansprüchen konfrontiert wird, die bis dato weit im Hintergrund standen. In der Architektur gibt es verglichen zu anderen Disziplinen keine Forschungstradition, die in einem permanenten Prozess nach einem überindividuellen Mehr an „Wissen“ strebt. Geforscht wird traditionell eher über bautechnische und -konstruktive Fragestellungen, die aber nicht die Genese der Architektur selbst betreffen. Sie ist es aber, wo offensichtlich Forschungsnotwendigkeit und -nachholbedarf bestehen, um heutige Komplexität und Anforderungen an Architektur entwurflich zu integrieren und umzusetzen.
Autor | Marc Kirschbaum, Kai Schuster |
titel | Architekturforschung 2.0. Ein altneues Verständnis von Wissenschaftlichkeit |
Zeitschrift | der architekt 2/2013 |
Jahr | 2013 |
Seiten | 10-11 |
Sprache | Deutsch |
Info | Artikel online |